30. November 2021

Gedenken an die 26 Mitglieder der Réseau Alliance

Am 30. November 1944, wurden 26 Mitglieder der Réseau Alliance, eine Gruppe der Résistance, im Hagenschieß in Pforzheim erschossen.
Die 26 Frauen und Männer wurden in Frankreich von der Gestapo verhaftet und nach und nach in das Gefängnis nach Pforzheim verschleppt. Von dort aus wurden sie von einer Sondereinheit der Gestapo am 30.11.1944 in den Hagenschieß gebracht und dort am Rand eines Bombenkraters erschossen und in diesem verscharrt.
Die Réseau Alliance war vorwiegend für die Weitergabe von Informationen über Truppenbewegungen und V1- bzw. V2-Raketenabschussrampen an die Allierten verantwortlich. Dies machte sie für die Nazis zu einer der gefährlichsten Widerstandsgruppen dieser Zeit.

Opfer der nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik unterschiedlichster Colleur beteiligten sich damals, unter Einsatz ihres Lebens, aktiv an Widerstands- und Sabotageaktionen gegen den deutschen Faschismus. Trotz ihrer zum Teil völlig unterschiedlichen Ansichten und Überzeugungen, wollten sie sich nicht mit der menschen- und völkerrechtswidrigen Anexion ihrer Heimat zufrieden geben. Was sie verband, war ihre antifaschistische Grundhaltung.

Wenn wir heutzutage den Opfern von Faschismus und Krieg erinnern, dann auch um zu lernen. Um die gleichen Fehler nicht noch einmal zu machen, aber auch mit dem Willen an das anzuknüpfen, was funktioniert hat. Mit dem Ziel zu verhindern, dass die Faschisten wieder zu einem Machtfaktor werden und sich Geschichte wiederholt.

Wir wollen eine konsequent antifaschistische Erinnerungskultur pflegen, die sich nicht an bürgerlichen Schulgeschichtsbüchern orientiert und nicht bei der Schuldfrage stehen bleibt, sondern die sozioökonomischen Zusammenhänge und Ursprünge in den Fokus nimmt.

Daher stehen wir als Antifaschist:innen in einer konkreten, politisch-sozialen Tradition, welcher wir sowohl gedenken, als auch gerecht werden müssen. Bis heute ist die wirtschaftliche und soziale Ordnung, welcher der Faschismus entspringt, die gleiche geblieben. Bis heute sind unsere Institutionen geprägt durch das faschistische Erbe der Vergangenheit. Auch hier in Pforzheim wird bis heute der Knast in der Ostdtadt, der schon von den Nazis genutzt wurde, schamlos weiterbetrieben. Heute werden dort Geflüchtete eingesperrt, die dort auf ihre Abschiebung warten müssen. Dies verhöhnt sowohl die Opfer aktueller Kriege und Konflikte, als auch diejenigen der Vergangenheit.
Unsere eigene politische Praxis müssen wir in eine historische Kontinuität einbetten, um das Erbe und die Erfahrungen der Widerständler:innen vergangener Zeiten hoch in Ehren zu halten und weiter in die Zukunft zu tragen.
Ihr Kampf ist unser Kampf, ihr Erbe ist unsere Pflicht.

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